Chronik des Mausebrunnenclubs Heissum


Der Mausebrunnenclub Heissum

von Hermann Bolm †

 

Mausebrunnen, Mausebrunnenclub mit Mausebrunnenkönig und Mausebrunnenfest sind im Laufe der Jahre zu einem Begriff für Heissum und die umliegenden Orte geworden. Über die Herkunft des Namens „Mausebrunnen“ hat sich Thielemann in der Geschichtsbeilage zur „Goslarschen Zeitung“ Nr. 2/1981 geäußert. Der Name ist volkstümlich entstellt aus „maus, mus, moos“. Diese Bezeichnung geht auf das quellende, wässerige, moosige Gelände zurück. „Moosbrunnen“ wäre eine heute verständliche Bezeichnung. Damit sind auch die Ansichten widerlegt, die da meinen, der Mausebrunnen habe etwas mit Mäusen oder „mausen“

(= klauen) zu tun.

Die damaligen Jagdpächter, die goslarschen Rechtsanwälte Kaufholz und Russel haben im letzten Viertel des vorigen Jahrhunderts oberhalb des Mausebrunnens eine Jagdhütte errichtet, die Ende der 90er Jahre der neue Eigentümer des Gutes Heissum, Baron von Kronenfeld, übernommen hat. Man weiß, dass er dort so gut wie jeden Tag mit seiner Frau nach einem Gang über die Felder die Zeit zwischen Frühstück und Mittagessen verbracht hat. Er plante schon Anfang diese Jahrhunderts, eine Wasserleitung von der Mausebrunnenquelle in das Dorf zu verlegen, um unabhängig vom Brunnenwasser zu sein. Das Projekt scheiterte aber an den finanziellen Möglichkeiten.

Einige, heute noch lebende „ältere Einwohner“ können sich sicher erinnern, dass sich am 2. Pfingsttag-Morgen des Jahres 1907 acht Heissumer Männer am Mausebrunnen getroffen haben, um ein Daumenfrühstück zu sich zu nehmen. Hier liegt der Ursprung des heutigen Mausebrunnenfestes. In den Jahren danach haben sich immer mehr Heissumer Männer jeweils am 2. Pfingsttagmorgen am Mausebrunnen eingefunden, um an der Quelle zu frühstücken.

 

 

In ein echtes Volksfest hat sich dieses traditionelle Treffen aber erst nach dem 1. Weltkrieg entwickelt. Es wurden Getränke und Frühstück mit Pferd und Wagen zum Mausebrunnen befördert. 1928 wurde die Quelle durch den Überbau eines Holzkastens geschützt. Eine lange Lebensdauer war dem Kasten nicht beschieden. 1935 wurde deshalb am Mausebrunnen eine Betonröhre gesetzt, um das Wasser darin aufzufangen.

Am 10.06.1933 war es dann soweit, dass sich in der Gastwirtschaft „Kassel“ 35 Heissumer Männer trafen und den bisherigen Freundschaftsclub in den Mausebrunnenclub „umwandelten“ und einen Mausebrunnenkönig wählten. In der Gründungsversammlung wurde auch eine Satzung beschlossen, nach der die alten Sitten und Gebräuche geachtet und gefördert und die Verbundenheit zur Heimat gepflegt und vertieft werden sollten. Jeder Heissumer Bürger männlichen Geschlechts konnte nach vollendetem 18. Lebensjahr Mitglied des Klubs werden. Der Klubbeitrag wurde auf 0,10 RM/Monat festgesetzt. Als Mausebrunnenkönig wurde Albert Wolter gewählt, der den Mausebrunnenclub bis 1950 leitete. Zu Ehren seines Vaters als Initiator und Mitgründer des früheren Freundschaftsclubs wurde auf der Scheithütte (südlich des Mausebrunnens) die „August-Wolter-Eiche“ gepflanzt.

1951 übernahm Mausebrunnenkönig Otto Meyer das Zepter des Mausebrunnenclubs, das er 26 Jahre fest in seinen Händen hielt und das Mausebrunnenfest zu dem gemacht hat, was es heute ist – ein echtes Heimat- und Volksfest -. Bei der Übergabe des Zepters im Jahre 1977 an seinen Nachfolger wurde er zum Ehrenvorsitzenden des Mausebrunnenclubs ernannt. Neben Mausebrunnenkönig Günther Kunz gehören dem Vorstand des Mausebrunnenclubs heuten an: Hermann Bolm, Hans Hanke, Manfred Mögebier und Karl Siems.

1936 wurde das Mausebrunnenfest zum ersten Mal in einem Festzelt an beiden Pfingsttagen gefeiert. Die Heissumer Bauern haben das Festzelt dann in all den Jahren unentgeltlich nach Heissum geholt. Durch den Ausbruch des 2. Weltkrieges wurden die Feierlichkeiten bis 1949 unterbrochen. 

Nach Beendigung des 2. Weltkrieges feierte man 1950 das Mausebrunnenfest erstmals wieder im kleinen Rahmen an der Quelle. Aber bereits 1951 wurde wieder an beiden Pfingsttagen gefeiert. Der Landkreis Goslar stellte hierfür das Stallgebäude des ehemaligen Klostergutes zur Verfügung. Tanzdiele und Sitzgelegenheiten wurden von der Grube >>Fortuna << der Barbara-Erzbergbau AG bereitgestellt. Nachdem der Landkreis Goslar das Stallgebäude des Gutes hatte abbrechen lassen, musste man das Mausebrunnenfest wieder in einem Zelt feiern.

Die wachsenden Teilnehmerzahlen  veranlassten den Mausebrunnenclub, am Sonnabend vor Pfingsten einen Kommersabend zu veranstalten und hierzu die Vereine aus den Nachbardörfern einzuladen. Bieranstich und Schnitzelessen wurden dann sogar auf den Freitag vorverlegt. 

Auch die Mausebrunnenanlage wurde im Laufe der Jahre immer weiter ausgebaut. Brunnenanlage und August-Wolter-Eiche wurden schließlich unter Naturschutz gestellt. 

Nachdem 1972 im Zuge der Gebietsreform die Einheitsgemeinde Liebenburg geschaffen wurde, wurde die Satzung des Mausebrunnenclubs dahingehend geändert, dass auch auswärtige Interessenten Klubmitglieder sein können. Heute zählt der Club 151 Mitglieder. Eine stolze Zahl, bei nur 425 Einwohnern des Dorfes Heissum. Darin kommt die Verbundenheit aller Heissumer mit ihrem Mausebrunnenclub zum Ausdruck.

In diesem Jahr wird die Mausebrunnenanlage durch eine von der Sparkasse des Landkreises Goslar gestiftete Wanderschutzhütte bereichert. Wir freuen uns über diese großzügige Geste der Kreissparkasse und sagen ihr, besonders auch Herrn Sparkassendirektor Schlarbaum, unseren Dank. Wir sind sicher, dass nun noch mehr Wanderfreunde aus Nah und Fern hier Einkehr und in einer besinnlichen Stunde Zwiesprach mit den Quellengeistern halten werden.